2017

Impulse von Tobias Kister beim Architekten-Slam auf der „SCHULBAU” in Hamburg 

Hamburg. Gute Schule ist..? ..die Suche nach dem optimalen interdisziplinären Gesamtwerk. Interdisziplinär mit allen Beteiligten im direkten Umfeld der Schule zu Beginn eines Projektes die Frage zu beantworten, „wie wir arbeiten wollen“.

Diese Frage können wir Architekten nicht allein beantworten, sondern nur gemeinsam mit Verwaltung und Schule den Findungsprozess erörtern und unterstützen. Mit dem Interessenszusammenschluss forum L, haben wir ein nachhaltiges Instrument geschaffen, der öffentlichen Hand und den Schulen eine Unterstützung und Führung durch diesen Findungsprozess zu ermöglichen, um diesen strukturiert und nachhaltig zu betreiben.

Zusammen mit Herrn Stefan Niemann, Pädagoge und ehemaliger Schulleiter, als Schulentwickler, Herrn Jörg Fanelli-Falcke, Architekt ehemals Stadtbaurat, als Kommunikator zwischen Verwaltung und Schule und uns als Architekten, beraten wir verschiedene Kommunen im Schulentwicklungsprozess.

 

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Neue Grundschule überzeugt mit offener Atmosphäre
18.12.2017 – www.treffpunkt-kommune.de

Insa Lüdtke

Die neue Grundschule in Egestorf bei Hamburg vereint schulische und öffentliche Nutzungsbereiche. Die Architekten legten im Außenbereich Wert auf optimale Gliederung der Baukörper, im Inneren auf flexible Grundrissgestaltung. Die Öffnung der Räume bis zum Giebel kommt der Akustik zugute.

Die niedersächsiche Gemeinde Egestorf (2.500 Einwohner) hat seit diesem Schuljahr eine neue, energieeffiziente Grundschule. Der über Jahrzehnte gewachsene Bestandsbau der ehemaligen Grundschule im Ortszentrum stand zur Disposition. Die Samtgemeinde Hanstedt entschied sich im Hinblick auf zukünftige Nutzungen wie die der Ganztagsschule für einen Neubau am Ortseingang von Egestorf. Aus dem hochbaulichen Gutachterverfahren ging der Entwurf des Architekturbüros Feldschnieders + Kister Architekten BDA als Sieger hervor. Dem Prozess vorgeschaltet war ein moderierter Workshop zur Bedarfsermittlung.

In ihrem Entwurf greifen die Bremer Architekten auf die Typologie des Langhauses zurück, das sich als klassischer Baukörper mit tragenden Außenwänden und einem Giebel darstellt. „Die Gebäudeform erfüllt alle Anforderungen an die lokale Gestaltsatzung und bringt gleichzeitig eine maximale Flexibilität und Variabilität in der Grundrissgestaltung mit sich“, sagt Architekt Stefan Feldschnieders.

Die in den Jahren 2015 bis 2017 errichtete Grundschule (Projektkosten 4,1 Millionen Euro) ist ausgelegt für 140 bis 150 Schüler. Vier Häuser im Rhythmus 2:2 gegeneinander verschoben, mit lokalem Torfbrandklinker verkleidet, bilden das Gebäudeensemble, sodass ein öffentlich orientierter Vorplatz zur Dorfmitte und ein privater Schulhof zur Landschaft entstehen. Auf diese Weise wird der Außenraum optimal gegliedert und das Gebäudeensemble verteilt sich selbstverständlich auf dem Grundstück.

Der zentrale Baukörper nimmt die transparente Eingangshalle auf. Sie dient als Aufenthaltsbereich und Verteiler und beherbergt die Räume der Verwaltung. Die Schülerbibliothek mit dem Multifunktionsraum für Präsentationen und Besprechungen ist so angeordnet, dass sie sowohl über die Empfangshalle als auch vom Schulhof erreicht werden kann. Im geschützten Außenbereich lädt sie zum Lernen und Lesen ein. Über Empfangshalle gelangt man zum „Freizeithaus“ mit den Räumen der geräuschvolleren Lernbereiche.

Flexible Räume schaffen verschiedene Nutzungsmöglichkeiten

Die transparente Fuge dient als Erweiterung der Empfangshalle und schafft zugleich einen großzügigen Vorbereich zu Musikraum, Mensa und Kreativraum. Die Mensa ist das Herz des Freizeithauses und kann mit dem Musikraum als Bühne über die geöffnete Faltwand verbunden werden. Ein großes Schaufenster schafft Einblicke in das Leben der Schule und der Gemeinde, denn das „Freizeithaus“ kann auch unabhängig vom Schulbetrieb etwa in den Abendstunden für Veranstaltungen genutzt werden.

Den dritten und vierten Baukörper bilden die beiden rückwärtig auf das Grundstück gesetzten Lernhäuser. Eines nimmt jeweils drei baugleiche Klassenräume und einen offenen Betreuungsraum als Lernlandschaft auf. Im anderen gibt es vier Klassenräume mit einem Differenzierungsflur. Verbunden sind die Baukörper wieder über transparente Fugen. Temporäre Gruppenräume laden zur Einzelarbeit ein. Die Klassenräume werden auf der Südseite über einen offenen Lernbereich erschlossen. Variierende Fensteröffnungen in diesem Bereich schaffen viele kleine Nischen und Sitzmöglichkeiten für freies Lernen und Spielen. Große Fensteröffnungen nach Nordosten belichten die Klassenräume. Zugleich öffnen sie sich jeweils mit einem Austritt zum Außenraum. „Das große bis in den Giebel offene Raumvolumen kommt der Akustik zugute und schafft eine offene Atmosphäre“, erläutert Architekt Tobias Kister.

Architekt Feldschnieders betont: „Die volle Raumhöhe der Langhäuser schafft optimale raumklimatische Bedingungen durch Querlüftung über vereinzelte Dachfenster. So konnten wir auf eine Lüftungsanlage für die Klassenräume verzichten, sie ist lediglich auf den Küchen- und Mensabereich beschränkt.“ Das Gebäude verfügt zudem über eine optimale Tageslichtausnutzung, sodass im Normalbetrieb auf künstliche Belichtung verzichtet werden kann. Mit diesen einfachen Maßnahmen ist es gelungen, ein energieeffizientes Gebäude zu errichten.

 

Bürgermeister Olaf Muus im Gespräch
Olaf Muus, Bürgermeister der Samtgemeinde Hanstedt, antwortet auf Fragen zur neuen Grundschule in Egestorf.

Herr Muus, wieso haben Sie sich für diesen Entwurf entschieden?

Muus: Uns hat bei diesem Konzept besonders die schon im Schwarzplan klar erkennbare Struktur überzeugt. Die Klinkerfassade vermittelt zwischen moderner Architektur und orts­typischem Charakter. Die Multifunktionalität etwa für außerschulische Nutzungen erfüllt alle Anforderungen an ein zeitgemäßes Schulgebäude. So haben wir viel mehr als eine Schule.

Worin sehen Sie die Hauptaufgabe des neuen Schulbaus?

Muus: Auch im ländlichen Raum besteht Bedarf für neue Schulen. Auch hier wächst die Nachfrage nach einem Ganztagsangebot. Wenn nicht heute, so müssen wir in Zukunft darauf reagieren können. Hier gilt es, jetzt vorzubauen.

Wie ist die Resonanz im Betrieb?

Muus: Es zeigt sich schon jetzt, dass der Ansatz der vier Lernhäuser sich auch in der Praxis bewährt. Dies ermöglicht eine sehr gute Differenzierung, gerade auch der Laut- und Leisebereiche.

Interview: Insa Lüdtke

 

Die Autorin
Insa Lüdtke, Berlin, ist Journalistin und Moderatorin in den Bereichen Architektur, Gesundheit und Gesellschaft (www.cocon-concept.com)

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Nominierung Bremer Wohnbaupreis 2018

Bremen. Unter Vorsitz von Prof. Thomas Jocher hat die zehn-köpfige Jury 50 eingereichte Projekte für den Bremer Wohnbaupreis begutachtet. Unter den Nominierungen ist auch das Übergangswohnheim Corvey Straße von Feldschnieders + Kister Architekten BDA: Am nördlichen Stadtrand von Bremen entstand 2016 ein Ensemble in Modulbauweise erstellt aus vorgefertigten Elementen, die sich in warmem Gelb, Orange und Rot voneinander absetzen. Die zwei- bis dreigeschossigen Gebäude stehen lose verteilt auf dem Grundstück entlang der Corvey Straße benachbart zu einem kleinteiligen, gewachsenen Wohngebiet aus der Nachkriegszeit. Eine markante Torsituation lädt ein in den Innenhof, den jeder der kubischen Baukörper umschließt: Innenliegende überdachte Laubengänge dienen als Erschließung der Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen für insgesamt 104 Bewohner.

Als bedeutendster Landespreis im Bereich Planen und Bauen wurde die Auszeichnung zum vierten Mal vom Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Bremen ausgelobt und wird in Kooperation mit der Architektenkammer Bremen durchgeführt. Ziel ist es, das Engagement der Baufrauen und Bauherren im Land Bremen zu würdigen und Impulse für künftige Projekte zu geben.

Mitte Mai nächsten Jahres findet die Preisverleihung statt. Im Anschluss präsentieren eine Ausstellung und eine Dokumentation alle Bewerbungen in der Zeit vom 15.05. bis 24.06.2018 im Wilhelm Wagenfeld Haus einer breiten Öffentlichkeit.

 

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Viel mehr als eine Schule! Neue Grundschule Egestorf offiziell eingeweiht.

Egestorf. Bei strahlendem Spätsommerwetter begangen am letzten Septemberwochenende rund 200 Menschen die offizielle Eröffnung der Neuen Grundschule Egestorf (Samtgemeinde Hanstedt, Niedersachsen), die Anfang August mit dem neuen Schuljahr in Betrieb ging. Schüler, Lehrer, Projektbeteiligte sowie Vertreter aus Politik und Kultur feierten ein buntes Fest und nahmen die Räume – innen und außen mit verschiedenen Aktivitäten in Besitz. Der Entwurf des Bremer Architekturbüros Feldschnieders + Kister Architekten BDA ging aus einem eingeladenen Gutachterverfahren als Sieger hervor.

Das Gebäudeensemble ist ausgelegt für 140 bis 150 Schüler und besteht aus vier gegeneinander verschobenen Häusern. Rückwärtig auf dem Grundstück befinden sich die beiden Lernhäuser mit den Klassenräumen, abtrennbare Gruppenräume sowie Nischen und Sitzmöglichkeiten geben Raum für gruppenorientiertes und freies Lernen und Spielen. Das große bis in den Giebel offene Raumvolumen kommt der Raumakustik zu Gute und schafft eine offene Atmosphäre.

Der zentrale Baukörper nimmt die transparente Eingangshalle auf, die als Aufenthaltsbereich und Verteiler dient und die Räume der Verwaltung beherbergt. Die Schülerbibliothek mit dem Multifunktionsraum für Präsentationen und Besprechungen ist so angeordnet, dass sie sowohl über die Empfangshalle als auch vom Schulhof erreicht werden kann. Die Mensa als Herz vom sogenannten „Freizeithaus“ kann mit dem Musikraum als Bühne über eine Faltwand verbunden werden.

Ein großes Schaufenster zur Straße hin schafft Einblicke in das Leben der Schule und der Gemeinde, denn dieser Teil kann auch unabhängig vom Schulbetrieb etwa in den Abendstunden für Veranstaltungen genutzt werden. „Uns hat die klare Struktur überzeugt“, erklärt Olaf Muus, Bürgermeister der Samtgemeinde: „Die im Entwurf angelegte Multifunktionalität etwa für außerschulische Nutzungen erfüllt alle Anforderungen an ein modernes und zeitgemäßes Schulgebäude – so haben wir viel mehr als eine neue Schule!“

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Team Feldschnieders + Kister in Portugal

Lissabon. Ohne Wasser scheint das Team des Bremer Büros Feldschnieders + Kister Architekten BDA trocken zu laufen: Im Herbst vergangenen Jahres stand anlässlich der im Deutschen Pavillon ausgestellten Übergangswohneinrichtung „Blaues Dorf“ der gemeinsame Besuch der Architektur-Biennale in Venedig an – in diesem September ging es auf Exkursion nach Lissabon!

Los ging es mit der Fähre nach Cacilhas auf einen Drink in der Abendsonne. Für den nächsten Tag hatte Jan Kamprolf – er lebt und arbeitet seit einigen Jahren vor Ort und ist von dort aus als Wettbewerbsarchitekt für das Büro in Bremen aktiv – ein buntes Programm aus Architektur und Kultur zusammengestellt: Neben einer Stadttour – wegen der Authentizität natürlich auf Portugiesisch – standen Marktbesuche und das MAAT (Museu de Arte, Arquitetura e Tecnologia é uma proposta cultural para a cidade de Lisboa) auf der Agenda.

Architektur ist nicht alles! Besuche atmosphärischer Restaurants wie etwa das Cafeh Tehran am Praça das Flores und lebendiger Bars ließen die Besucher aus Bremen eintauchen ins Lissaboner (Nacht-)Leben. Am Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt Europas, ließ das Team kurz vor der Abreise die Tage ausklingen – mancher in den Wellen des Atlantiks.

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Neubau IGS in Seevetal-Hittfeld

Seevetal-Hittfeld. Das Schulgelände der IGS Seevetal Hittfeld soll durch einen wirtschaftlichen Neubau erweitert werden, der Raum für die Mittelstufe bietet. Wir entscheiden uns dafür, nicht den vorgelegten Amtsentwurf umzusetzen, sondern einen zeitgemäßen Gegenentwurf zu präsentieren. Die Schule von heute braucht immer mehr flexible Räume, der Kommunikation und Begegnung. Räume die das Arbeiten in Kleingruppen ermöglichen, Rückzugsorte, die frei möbliert und unabhängig von Brandschutzanforderungen bespielt werden können.

Wir haben einen Entwurf erarbeitet, in dem Flure zu Lernorten umgewandelt werden. Das Zentrum der Schule bildet eine Lernlandschaft die zwar Erschließungsfläche ist, aber auch voll nutzbaren Raum zum Lernen, zur Entspannung und Kommunikation bietet. Hier findet Interaktion statt, ein Raum der Begegnung, der als Mehrwert im pädagogischen Konzept der Schule aufgenommen werden kann. Es kann in Kleingruppen gelernt werden, es können Nischen zum Entspannen frei möbliert werden ohne Einschränkungen durch brandschutztechnische Anforderungen. Kurzum wollen wir eine Architektur schaffen, die nicht nur die schlichten Anforderungen erfüllt, sondern vielmehr einen Ort bieten, der inspiriert und eine zeitgemäße Pädagogik unterstützt.

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Schule bauen – Schule schauen!

Egestorf. Am letzten Schultag vor den Sommerferien fanden sich auf Einladung des verantwortlichen Bremer Büros Feldschnieders + Kister Architekten BDA rund 50 Interessierte und Projektbeteiligte zu einem Projekt-Preview vom Neubau der Grundschule in Egestorf ein, bevor nach den Sommerferien für rund 140 Schüler und ihre Lehrer der reguläre Schulbetrieb in den lichtdurchfluteten Räumen Einzug halten wird.

Im Rahmen eines Impulsvortrages stellten die Architekten gemeinsam mit Stefan Niemann (SICHT.weise) und Jörg Fanelli-Falcke (Stadtbaurat a. D.) zukunftsweisende Ansätze auf dem Weg zum Schul(T)raum vor – als Kooperationspartner arbeiten sie als „forum L Lernen Planen Gestalten“ in den frühen Phasen der Schulentwicklung interdisziplinär zusammen. Beim anschließenden gemeinsamen Rundgang nutzten die Gäste die Gelegenheit, sich einen eigenen Eindruck von der Realisierung des Konzeptes im Austausch mit den Architekten zu verschaffen.

Der Schulbau besteht aus einem Gebäudeensemble: Vier gegeneinander verschobene Bausteine in Form des Langhauses lassen zwischen den Lernhäusern im Grünen differenzierte Außenbereiche und innen maximale Flexibilität in der Grundrissgestaltung entstehen. Der Entwurf von Feldschnieders + Kister Architekten BDA ging als erster Preisträger aus einem eingeladenen Wettbewerb hervor. Unter dem Motto „Feuerabend“ klang der längste Tag des Jahres in informeller Atmosphäre – bei Bier und Würstchen – in der Abendsonne aus.

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Schulbau 04/2017 – Bauen für Bildung

Hrsg. v. Kirsten Jung, Martin Jung
Erhältlich als: Magazin
Cubus Medien Verlag GmbH, 2017

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Vortrag Heinrich Böll Stiftung

Gelsenkirchen. Die Unterbringung, der erste Schritt zur Integration der Geflüchteten, die um das Jahr 2015 herum nach Deutschland kamen, ist im Wesentlichen geschafft. Integration ist aber ein längerer Prozess, der das kontinuierliche Engagement der Kommunalpolitik und –verwaltung sowie der Bürger/innen braucht. Der Workshop beleuchtet Best Practices und innovative Ideen der generellen Aufnahme, der Arbeitsmarktintegration und des Wohnens.

KommMit! Städte und Gemeinden gemeinsam gestalten
Kommunalpolitischer Bundeskongress
Freitag, 31. März 2017, 13.00 – 20.30 Uhr
Samstag, 01. April 2017, 09.00 – 15.30 Uhr
Wissenschaftspark Gelsenkirchen GmbH, Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen

Wir freuen uns sehr über Ihre Zusage am 1. April in der Zeit von 13:00 – 15:00 Uhr einen input zum Workshopthema Willkommenskommune konkret zu geben.

Bitte seien Sie so freundlich, Ihre Teilnahme nochmals schriftlich zu bestätigen. Gerne können Sie mir auch schon eine aktuelle Kurzbiografie zukommen lassen, die wir für die Moderation und die Kongressunterlagen benötigen werden.

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Einweihung Familienzentrum „Mobile“, Bremen

Bremen. Nach nur etwa achtmonatiger Bauphase kann das Familienzentrum MOBILE jetzt seinen Erweiterungsbau feierlich in Betrieb nehmen. Auf 118 Quadratmetern zusätzlicher Fläche können nun weitere Betreuungsangebote für Kinder eingerichtet werden sowie Beratungsgruppen für junge Familien. „Das Familienzentrum Mobile ist aus allen Nähten geplatzt – das zeigt die großartige Akzeptanz im Stadtteil Hemelingen“, sagte Senatorin Anja Stahmann. „Mit dem Erweiterungsbau hat es nun den Rahmen, den Hemelingerinnen und Hemelingern ein breiteres Angebot zu machen und ihren Bedarfen noch weiter entgegenzukommen.“ Joachim Lohse, Senator für Bau, Umwelt und Verkehr, lobte die gelungene ressortübergreifende Zusammenarbeit für den Stadtteil „Das gemeinsame Ziel ist es, lebendige Stadtteile mit einer hohen Lebensqualität in den Quartieren zu schaffen und soziale Stadtentwicklung zu betreiben. Das Familienzentrum ist ein tolles Beispiel dafür, wie dies gelingen kann.“

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Buchpräsentation „Flüchtlingsbauten“ in München”

München. Seit dem großen Zuzug von Flüchtlingen nach Europa im Sommer 2015 ist ein altes Thema plötzlich wieder aktuell geworden, und ist es bis heute geblieben: Wie baut man viele kostengünstige Wohnungen in kurzer Zeit, und wie integriert man die verschiedensten, neu ankommenden Bevölkerungsgruppen? Das Handbuch Flüchtlingsbauten setzt an dieser Stelle an: Es zeigt bis heute umgesetzte Projekte und was man daraus für die künftige Stadtentwicklung lernen kann. Für das Verständnis des baulichen Kontextes auch in den Herkunftsländern führen die Autoren in geschichtliche, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge ein.

Zu diesem Buch haben Architekten, Stadtplaner, Juristen, Soziologen, Historiker und Landschaftsarchitekten beigetragen. In ihrem Fachbeitrag „Konzeption statt Konstruktion stellen Stefan Feldschnieders und Tobias Kister als Co-Autoren heraus, dass es vielmehr um strukturelle, städtebauliche und konzeptionelle Fragen als um Fragen von Material und Konstruktion geht – schließlich ist die Modulbauweise im Ganzen gesehen nicht günstiger. Guter Wohnungsbau muss nicht neu erfunden werden – vorhandenes Wissen und Erfahrungen müssen lediglich gebündelt werden. Den Fahrplan dafür liefert dieses Buch.


Hrsg. v. Lore Mühlbauer und Yasser Shretah
ISBN 978-3869225326
Erhältlich als: Buch (gebunden)
DOM Publishers, 2016

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Häuser mit Wirkung

Astrid Labbert

Wie das Bremer Architekturbüro Feldschnieders + Kister sich mit humaner Architektur einen Namen gemacht hat.

Mit einem cleveren Wohnkonzept für Flüchtlingsunterkünfte sorgte das Architekturbüro Feldschnieders + Kister zuletzt bundesweit für Aufsehen. Die Bremer Architekten stellen den Menschen in den Mittelpunkt; ganz gleich, ob es sich um das Entwerfen von Wohn-, Arbeits- oder Lernorten handelt. Klingt banal? Ein Besuch.

Fast zwei Jahre ist es jetzt her, dass die Bremer Architekten sowohl in der Fachwelt als auch in der Öffentlichkeit mit ihren bunten Übergangswohneinrichtungen in Containerbauweise für Aufsehen sorgten. Es war damals eine Ausnahmesituation: Schnell sollte es gehen mit der Realisierung von dringend benötigten Übergangswohnungen in Bremen, und nicht zu teuer. „Es gab keine Vorbilder oder Handlungshilfen“, erinnert sich Tobias Kister.

Wenn die Architekten Stefan Feldschnieders (51) und Tobias Kister (53) heute in ihrem Büro in der Bremer Innenstadt auf diese Zeit zurückblicken, sind sie noch immer zufrieden mit ihrer architektonischen Antwort: „Die Idee trägt auch jetzt noch.“ Denn sie hatten wohnliche Containermodule entworfen, die sich clever zu Wohneinheiten kombinieren lassen und sowohl Begegnung als auch Rückzug ins Private ermöglichen. Darin spiegelt sich auch eine Haltung wider:

Architektur ist elementar und hat immer eine Wirkung auf Menschen, die darin leben oder arbeiten. Das ernst zu nehmen, ist uns wichtig.
Tobias Kister, Dipl.-Ing. Freier Architekt bei Feldschnieders + Kister 

Architektur: die richtige bauliche Antwort finden
2016 gingen ihre Entwürfe für die Übergangswohneinrichtung „Blaues Dorf“ in die Gruppenausstellung im Deutschen Pavillon auf der 15. Architekturbiennale in Venedig unter dem Motto „Making Heimat“ ein. Es folgte eine Nominierung zum Preis für Architektur 2017 des Deutschen Architekturmuseums. „Die Flüchtlingsarchitekten“ werden sie seither manchmal genannt. Aber darauf wollen sich die Bremer nicht reduzieren lassen. „Wir finden für die jeweilige Aufgabe die richtige Lösung, die bauliche Antwort“, formuliert Stefan Feldschnieders ihr Credo. Egal, ob Feuerwehrhaus, Industriegebäude oder Schule: Was wollen wir für eine Architektur? Wie wollen wir leben, lernen, arbeiten? Es sind Fragen, die sich Feldschnieders und Kister immer wieder neu stellen, mit jedem Auftrag oder Wettbewerb. Architektur, sagt Tobias Kister, „ist ein Lebensinhalt, der in sehr viele Bereiche hineinspielt.“

Schulen: Der Raum als Pädagoge
Seit 20 Jahren arbeiten die beiden gemeinsam in Bremen, viel haben sie für öffentliche Auftraggeber realisiert und sich unter anderem ein Standbein in der pädagogischen Architektur aufgebaut. Diese will die räumlichen Voraussetzungen für Lernen in Schulen und Kitas schaffen, oder anders gesagt: die pädagogischen Ziele in Raumstrukturen übersetzen. Fachleute sprechen auch vom Raum als „dritten Pädagogen“ neben dem Lehrer und den Mitschülern. „Das Thema Bildung ist ein wichtiger Schwerpunkt, den wir sehr nachhaltig betreiben und mit dem wir ebenfalls Erfolg haben“, betont Tobias Kister. Derzeit scheitern vernetzte und flexible Lernformen oft an architektonisch bedingten Grenzen in Schulgebäuden, die einst für den Frontalunterricht konzipiert wurden. Anders an der Oberschule Osterholz-Scharmbeck: Die Bremer Architekten haben dort das Vorreiterprojekt „Lernhaus“ mit offenen Räumen und Lernorten mit entworfen.

Orte statt Problemkieze schaffen
Doch zurück zu den Übergangswohneinrichtungen. „Wie schafft man Privatheit?“, war eine der Fragen, die die Architekten sich hier zuerst stellten – vor dem Hintergrund, dass die künftigen Bewohner aus beengten Sammelunterkünften, aus Turnhallen kommen würden. Baurechtliche Gründe führten schnell zum Containermodul, davon ausgehend entstand ein kleines Quartier: Vier bis sechs Häuser rund um einen gemeinsamen Innenhof ergeben eine Einheit mit Wohnungen, Gemeinschafts- und Verwaltungshaus, alles in freundlichen Farben gestrichen. „Eigentlich ist das drittes Semester Architekturstudium und ganz einfach“, sagt Stefan Feldschnieders. „Beim Wohnen geht es um Zonierung: vom öffentlichen, über den halböffentlichen, zum privaten Raum. Dann wird Wohnen humanitär.“ Kein nächstes Ghetto, kein Problemkiez:

Wir wollten einen Ort schaffen, keine Legebatterien..
Stefan Feldschnieders, Dipl.-Ing. Freier Architekt bei Feldschnieders + Kister Architekten BDA

Wichtig war ihnen auch, die Kleinstwohnungen in die Umgebung einzupassen statt eine Anlage mit Sonderunterkünften zu schaffen, die man später für teures Geld wieder würde rückbauen müssen. „Man sollte sich die Zeit für gute Entscheidungen nehmen“, ist ihre Erfahrung – auch in Drucksituationen. Dies sei in Bremen beim Bau der Übergangswohnheime geschehen.

Die aktuelle Herausforderung: knapper Wohnraum
Die aktuelle, große Herausforderung sehen die Architekten im knappen Wohnraum in deutschen Städten. Lebensweisen haben sich verändert, darauf müsse auch der Wohnungsbau reagieren. Bezahlbares Wohnen für Ein-Eltern-Familien, für Singles: Da brauche es neue Ideen und Entwürfe. Dass die Wettbewerbskultur in ihrer Branche auf dem Rückzug ist, bedauert Stefan Feldschnieders in diesem Zusammenhang, denn es sei eine gute Möglichkeit, „um die beste Idee zu ringen.“ Der Wettbewerb „Wohnraum schaffen“ der Architektenkammern Niedersachsen und Bremen sowie des Verbands der Immobilien- und Wohnungswirtschaft etwa hatte im vergangenen Jahr nach architektonischen Lösungen gesucht, die schnell, kostengünstig, aber mit Qualität realisierbar sind. Zu den Gewinnern zählte ein Entwurf vom Büro Feldschnieders und Kister, der nun in Hannover realisiert wird.

Dort werden derzeit auch die letzten Wohneinheiten für Geflüchtete fertig gestellt. 14 Anlagen werden es am Ende in Bremen und Hannover sein, mit insgesamt 1.500 bis 2.000 Wohnplätzen. „Diese Anlagen haben zu verblüffenden Reaktionen geführt“, erinnert sich Tobias Kister an die ersten Bezüge. „Es gab Bewohner, die haben geweint vor Glück, weil sie endlich einen Rückzugsort hatten. Als sich später zeigte, dass es weder Vandalismus noch Stress und Polizeieinsätze gab, merkten viele: Hier funktioniert etwas. Hier ist Ruhe. So kann Heimat entstehen.“

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